Eicifa Cigarrenfabrik Tradition seit 1872
Wir freuen uns sehr, unsere geschätzen Kunden und Kundinnen weiterhin mit unserer langen Stumpenland-Tradition bedienen zu können.
Ein Bericht im Cigar 3/19 - das Zigarren-Magazin der Schweiz:
Aargauer Pionier
Es waren nach Hause zurückkehrende Soldaten des Dreissigjährigen Kriegs (1618 bis 1648), die den Tabak in die Schweiz brachten und bei der Bevölkerung die Begeisterung für das Kraut weckten. Der Staat ahndete Rauchen zunächst als Schwerverbrechen, was nicht verhinderte, dass der Tabakgenuss seinen Siegeszug fortsetzte. Es dauerte eine Weile, bis die Regierung das wirtschaftliche Potenzial erkannte: Verbote wurden aufgehoben und der Tabak-
anbau staatlich gefördert. Die Geschichte schrieb das frühe 19. Jahrhundert.
Der Aargau brachte die bedeutendsten Zigarrenfabriken des Landes hervor. Den Grundstein dafür legte 1838 Samuel Weber, als er in Menziken die erste Tabakfabrik des Kantons gründete. Not hatte den Heimweber erfinderisch gemacht. Die Textilindustrie, von der die Menschen im Wynen- und Seetal hauptsächlich lebten, steckte in der Krise. Neue, leistungsfähigere Spinnereien bedrohten die Existenz von Heimarbeitern, die Rohbaumwolle zu Tüchern verarbeiteten. Bald reichte das Geschäft auch bei der Familie Weber nicht mehr aus, um alle sattzukriegen. Samuel Weber, damals 53 Jahre alt, schickte seinen zweitältesten Sohn Johannes auf Weltreise, um nach neuen Erwerbsquellen zu suchen. Er selbst versuchte sein Glück ebenfalls in einem fremden Metier und richtete in Menziken die Band- und Tabakfabrik S. Weber ein.
Die Startbedingungen waren günstig: Die Zigarrenherstellung erforderte keine teuren Apparaturen, und dank der Textilkrise, die ihren Tribut forderte, fehlte es auch nicht an günstigen Arbeitskräften. Das neue Handwerk erforderte keine Vorkenntnisse, es genügten manuelles Geschick und einige Anlernzeit. Weber bewies erneut einen guten Riecher fürs Geschäft, indem er als Erster Pfeifentabak herstellte und damit den Anstoss zur Neuausrichtung der regionalen Industrie gab. Andere
1838 gründete Samuel Weber in Menziken die erste Tabakfabrik des Kantons.
Unternehmer zogen nach, und bald lief die Tabakverarbeitung der Textilindustrie den Rang ab. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden weitere bedeutende Zigarrenfabriken wie etwa Gautschi & Hauri, Heinrich Hediger & Söhne, Burger Söhne, Eichenberger & Cie oder Villiger und Säuberli. Nebst klassischen Kopfzigarren produzierten sie ab 1850 auch die Zigarre des kleinen Mannes, den Stumpen, was dem Wynen- und Seetal den Ruf als Stumpenland eintrug. Aus Qualitätsgründen setzten die Fabriken immer mehr auf Überseetabak. Agenten lieferten ihn aus Kuba, Puerto Rico und der Dominikanischen Republik in den Aargau.
Im Alter von 72 Jahren übergab Samuel Weber 1857 seinen Söhnen Johann Jakob und Gottlieb ein florierendes Unternehmen. Ein Grossauftrag katapultierte die Weber & Söhne 1862 in neue Sphären. Die Kantonsgeschichte von 1870 hält fest, dass Agenten des amerikanischen Militärs «mit einem Tabakfabrikanten» Verträge abgeschlossen hätten, gemäss denen die Fabrik «monatlich anfangs vier Millionen, dann bis zehn Millionen Stück Zigarren liefern sollte». Dafür, dass besagte Fabrikanten die Webers waren, sprechen die bruchstückhaft erhaltenen Firmenunterlagen. Sie zeigen, dass das Unternehmen damals sein Eigenkapital vervierfachte und die Produktion hochfuhr. Den Dokumenten zufolge beschäftigte die Weber & Söhne zeitweise über 3000 Arbeiter. Weil sie den US-Auftrag nicht allein stemmen konnte, spannte sie andere lokale Tabakfabriken ein. 1865 endete der Sezessionskrieg in den USA und mit ihm die lukrative Zusammenarbeit des amerikanischen Militärs mit den Aargauer Zigarrenfabrikanten. Viele Arbeitsplätze gingen verloren, doch dank neuer Absatzmärkte schaffte es die Branche relativ unbeschadet durch die Krise.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zogen Wolken auf: Die billigere Zigarette bedrohte die Zigarre, später tat die Weltwirtschaftskrise ihr Übriges. Die Aargauer Zigarrenindustrie geriet in Bedrängnis, daran konnte auch die Imagekampagne mit dem eingängigen Slogan «Sei ein Mann, rauche Stumpen und Zigarren» nichts ändern. Von 1939 bis 1995 ging die Zahl der Zigarrenfabriken im Kanton von 69 auf sechs drastisch zurück, die Zahl der Beschäftigten sank von 3247 auf 206. Es folgten Übernahmen, Fusionen und Schliessungen. Die Ära des Pioniers Weber & Söhne dauerte bis 1982. Bis in die Gegenwart haben es aus der Region die Burger Söhne AG in Burg, die Villiger Söhne AG in Pfeffikon sowie die Eicifa Eichenberger & Cie in Menziken geschafft.
Text: Virginia Nolan
Fotos: z. V. g
